GEPLANTER ERSATZ EINES 25-JÄHRIGEN TANKLÖSCHFAHRZEUGES DURCH EIN FAHRZEUG MIT ALTERNATIVEM ANTRIEB

Schutz & Intervention Winterthur (SIW) will ein 25-jähriges Tanklöschfahrzeug (TLF) ersetzen. Gemäss Klima­schutz-Massnahmenpaket des Stadtrats soll die städtische Fahrzeugflotte bis 2028 weitgehend auf erneuerbare Antriebe umgestellt werden. Daher prüfte man ein Tanklöschfahrzeug der Firma Rosenbauer mit alternativer Antriebstechnik. Doch wie sieht die Ökobilanz aus?

In einem ersten Schritt wurde unter Einbezug der Berufsfeuerwehr (BF) ein Leistungsprofil erarbeitet. Dieses gibt vor, welche Handlungen und Aktionen mit dem zukünftigen Fahrzeug ausgeführt werden sollen und bei welcher Ereignisart das Fahrzeug zukünftig eingesetzt wird. Momentan wird lediglich von der Firma Rosenbauer ein Tanklöschfahrzeug Typ Revolutionary Technology (TLF Typ RT) mit alternativer Antriebstechnik angeboten. Bisher ist dieses TLF aber nur bei der Berufsfeuerwehr in Berlin im Einsatz und die Berufsfeuerwehr Basel hat im letzten September vier Fahrzeuge bestellt. Man kann also keineswegs behaupten, dass dieser Fahrzeugtyp wirklich erprobt wurde und sich gerade auch in Krisensituationen wie bei einem Grossbrand bewährt und den Test im Ernstfall bestanden hat.

Das Fahrzeug der BF soll aber nicht gekauft, sondern von der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ) gemietet werden. Die geplante Investition in ein neues TLF wurde beim letzten Budget nicht vorgenommen, stattdessen soll der ursprüngliche Investitionsbetrag für die Ladeinfrastruktur aufgewendet werden. Wir reden hier von 540 000 Franken. Die Mehrkosten beim Finanz- und Aufgabenplan 2023 belaufen sich zudem auf Mehrkosten von 45 000 Franken für die Miete des TLF bei der GVZ. Was ein benzinbetriebenes TLF kostet, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber wahrscheinlich bekäme man fast zwei neue Fahrzeuge für diesen Preis.

Das Fahrzeug wurde während zwei Tagen eingehend von der BF geprüft. Der Test und die Bewertung beschränkten sich auf technische und funktionale Leistungsanforderungen. Aus Sicht der BF sicher sinnvoll, doch aus Sicht der Umstellung auf erneuerbare Antriebe hätte die Ökobilanz des Fahrzeuges genau so geprüft werden müssen, denn nur mit einer deutlich positiven Ökobilanz wird eine solche Investition gerechtfertigt.

Als Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Fahrzeug wurden der leise Antrieb, die erleichterte Kommunikation, die Ergonomie bedingt durch das absenkbare Fahrwerk, die schmale Bauart sowie die Hinterradlenkung genannt. Dem gegenüber wurde als Nachteil das kleinere Ladevolumen erwähnt. Nicht bewertet werden konnte die Lebensdauer des Fahrzeugs respektive der verbauten Komponenten (Akkus, Software etc.), also Faktoren, die sich direkt auf die Kosten auswirken.

Aufschlussreiche Testtage

Interessant waren die Erkenntnisse aus den Testtagen. Die ersten 48 Minuten konnte das Fahrzeug vollelektrisch betrieben werden. Anschliessend erfolgte die automatische Zuschaltung des Range-Extenders (3-Liter-Dieselmotor von BMW). Von diesem Zeitpunkt an erfolgte der Pumpenbetrieb hybrid. Nach insgesamt vier Stunden Laufzeit (inklusive der 48 Minuten) waren rund 54% des Dieseltreibstoffs (Tankkapazität 125 Liter) verbraucht. Hierbei noch nicht berücksichtigt ist der Energieverbrauch für die Anfahrt an die Einsatzstelle.

Laut dem Hersteller Rosenbauer kann das TLF über industrieübliche Starkstromsteckdosen (Wechselstrom) oder über spezielle Gleichstromladestationen geladen werden. Ein Ladevorgang dauert zwischen 40 Minuten (Gleichstrom) und 4 bis 5 Stunden (Wechselstrom) bei komplett leeren Batterien. Rosenbauer gibt an, diese seien auf mehrere Tausend Ladezyklen ausgelegt.

Man kann wohl davon ausgehen, dass sich auch bei mit Diesel betriebenen Fahrzeugen die Technologie verbessert hat und die Fahrzeuge moderner wurden. Die berechtigte Frage stellt sich daher, ob man nicht zwei Fahrzeuge mit verschiedenen Antriebstechniken miteinander hätte vergleichen müssen. Zumindest was die technischen und funktionalen Leistungsanforderungen betreffen. Wenn man schon nur das TLF Typ RT mit Hybridmotor getestet hat, hätte man nicht vor allem das Augenmerk auf die Ökobilanz legen müssen?

Dieser Frage soll nun mittels einer Interpellation «Elektro-Tanklöschfahrzeug: Ökobilanz und Erfüllung der Leistungsanforderungen über die Gesamtlebensdauer», eingereicht von Urs Bänziger (FDP) und Maria Wegelin (SVP) nachgegangen werden. Die Antwort darauf wird jedoch zweitrangig sein, geht es doch einmal mehr um die Implementierung einer Ideologie.