Gemeinderatssitzung vom 30. August 2021

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen,
geschätzter Stadtrat

Die SVP unterstützt den Ablehnungsantrag der Mitte, und zwar aus den folgenden Gründen:

Im vorliegenden Postulat zitieren die Postulanten eine neu erschienene Studie des «Zentrums für Demokratie Aarau», wonach negative Effekte auf die Schulqualität und die übrigen Kinder erst ab einer «gewissen Zusammensetzung» eintreten. Sie unterlassen es aber zu erwähnen, ab welcher Zusammensetzung dieser negative Effekt auftritt. Eine Teilanalyse der nationalen Pisa-Studie (2003) besagt, dass bereits ein Migrantenanteil von 20 Prozent eine „sprunghafte Reduktion der mittleren Leistungen“ bewirkt. Das «Zentrum für Demokratie Aarau» will nun anhand eines Algorithmus die Schülerinnen und Schüler den Schulhäusern zuteilen. In Zukunft sollen also in erster Linie soziale Kriterien, wie der Bildungsstandard der Eltern, irritierenderweise das Einkommen (!) oder die Fremdsprachigkeit ausschlaggebend sein, um mehr Chancengleichheit und eine ausgeglichene «Gymiquote» zu erzielen. Da darf man kritische Fragen stellen und muss im Interesse unserer Kinder sehr genau hinschauen. Aus meiner Zeit als Schulpflegerin weiss ich, dass es oft gerade Migrantenfamilien sind, welche trotz den Vorteilen für ihre Kinder eine Abneigung gegen solche «Fremdplatzierungen» haben. Eltern dagegen mit hohem Bildungsabschluss wehren sich gegen «Bremser» oder schwächere Schüler aus anderen Quartieren in den Klassen ihrer Kinder, so ja geschehen im Mattenbachquartier. In diese Thematik gehört auch das Projekt QUIMS (Qualität in multikulturellen Schulen). Bei diesem Programm wird die Förderung der Sprache, des Schulerfolgs und der sozialen Integration in Schulen mit ausgeprägter multikultureller Zusammensetzung verstärkt. Dabei erhalten «Mitgliedsschulen» finanzielle und fachliche Unterstützung vom Kanton. Dieses fachlich abgestützte Vorgehen macht viel mehr Sinn, als nun einfach über eine «Senkung» des Niveaus in allen Klassen eine Schein-Chancengleichheit erreichen zu wollen. Aus unserer Sicht liegt ein weiterer Lösungsansatz bei der Stadtentwicklung, denn die Probleme äussern sich nicht nur in der Schule, sondern in vielen Aspekten des Lebens. Eine Durchmischung der verschiedenen sozialen Schichten muss in den Quartieren stattfinden und nicht erst bei der Zuteilung zu den Schulen. Auch die (Wieder-) Einführung von Kleinklassen wäre ein möglicher Lösungsansatz. Dass sich Kleinklassen auch qualitativ bewähren, hat man gerade wieder beim Halbklassenunterricht während der Coronakrise festgestellt.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Maria Wegelin, Gemeinderätin SVP

Votum zum Postulat „2021.53, Mehr Chancengerechtigkeit dank ausgewogener Durchmischung in Schulen“