Meine Kolumne “Fadegrad” zum Immunsystem und den wirtschaftlichen Konsequenzen des „Lockdown“, Zürcher Bote vom 6. Juni 2020
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Von bedeutenden Werken und Märchen

«Der Krieg der Welten» ist eines der bekanntesten und bedeutendsten Werke des englischen Schriftstellers H.G. Wells. In diesem 1898 erschienenen Werk wollen Marsianer die rohstoff- und wasserreiche Erde erobern. Die Menschen sind den ausserirdischen Invasoren hoffnungslos unterlegen. Erst die Bakterien der Erde können die Marsianer durch deren nicht angepasstes Immunsystem besiegen.

Unser Immunsystem schützt uns vor zahlreichen Erregern durch Hinterlassen einer bleibenden Immunität. Sogenannte Gedächtnis-Zellen speichern die einmal erlernte spezifische Immunreaktion. Wenn der Organismus nun erneut mit demselben Antigen (Erreger) konfrontiert wird, lösen die Gedächtniszellen eine schnelle und effektive Immunreaktion aus, bevor unser Körper überhaupt mit Krankheitssymptomen reagieren kann.

Unsere Wirtschaft verfügt – wie die Marsianer – nicht über ein komplexes Immunsystem, welches sie vor einer Erkrankung («lockdown») schützen könnte. Ein zweiter «lockdown» würde vielen (weiteren) KMU das Genick brechen, falls sie nicht schon dem ersten zum Opfer gefallen sind.

Von einem Gottfried Auer aus Wien stammt folgendes moderne Märchen: Ein Student ist auf dem Weg in eine grosse Stadt. Vor dem Stadttor trifft er auf den Tod, der im Schatten der Stadtmauer sitzt. Der Student setzt sich daneben und fragt: Was hast du vor? Der Tod antwortet: «Ich gehe gleich in die Stadt und hole mir 100 Leute!» Der Student erschrickt, rennt in die Stadt und schreit: «Der Tod ist auf dem Weg in die Stadt! Er will sich 100 Leute holen!» Die Menschen rennen in ihre Häuser und verbarrikadieren sich. Aber vor dem Tod gibt es kein Versteck. Nach vier Wochen verlässt der Student die Stadt wieder und sieht im Schatten der Stadtmauer erneut den Tod sitzen. Er rennt auf ihn zu und brüllt ihn an: «Du, Lügner! 100 Leute hast du holen wollen! Nun aber sind über 5000 tot!» Der Tod erhebt sich ganz langsam und sagt: «Ich habe mir planmässig die 100 geholt, wie jede Woche. Alte, Schwache, Kranke. Die Anderen hat die ANGST getötet. Und die hast DU in die Stadt getragen.»

Dem Bundesrat ist wirklich zu wünschen, dass er wie Gedächtnis-Zellen des Immunsystems gelernt hat, wie mit einer erneuten Krise umgegangen werden muss. Vor allem im Zusammenhang mit unserem Gewerbe, den KMU und der Wirtschaft. Und insbesondere wünsche ich ihm, dass er bei einer allenfalls auftretenden zweiten Welle nicht in Panik gerät wie der Student, sondern aufgrund der Datenlage und der konkreten Gefährdung ganz gezielte und präzise Massnahmen erlässt und nicht das ganze Land herunterfährt und in den Ruin treibt.